Im Hinblick auf die Entwicklungen der letzten 20 Jahre ist es durchaus berechtigt, die Rolle der Medien als „vierte Kraft“ kritisch zu hinterfragen. Traditionell wurden die Medien als Kontrollinstanz angesehen, die die drei staatlichen Gewalten—Legislative, Exekutive und Judikative—überwacht und die Öffentlichkeit informiert.
Mit dem Aufkommen des Internets und insbesondere der sozialen Medien hat sich die Medienlandschaft jedoch grundlegend verändert. Während früher wenige große Medienhäuser den Informationsfluss dominierten, gibt es heute eine Vielzahl von Informationsquellen, darunter Blogs, soziale Netzwerke und alternative Medien. Dies hat zu einer Fragmentierung der öffentlichen Meinung und zu Herausforderungen bei der Verifizierung von Informationen geführt.
Zudem haben Phänomene wie „Fake News“ und Desinformationskampagnen das Vertrauen in die Medien untergraben. Algorithmen in sozialen Netzwerken fördern oft die Verbreitung von Inhalten, die Emotionen ansprechen oder polarisieren, anstatt sachliche Berichterstattung zu unterstützen.
Auf der anderen Seite haben investigative Journalisten in den letzten Jahren weiterhin wichtige Missstände aufgedeckt und zur öffentlichen Debatte beigetragen. Die Medien erfüllen also nach wie vor eine wichtige Funktion in der Gesellschaft, auch wenn ihre Rolle komplexer geworden ist.
Insgesamt lässt sich sagen, dass es angesichts der Veränderungen in der Medienlandschaft schwieriger geworden ist, die Medien pauschal als „vierte Kraft“ zu bezeichnen. Ihre Einflussnahme und Funktion haben sich verändert, und es bedarf einer differenzierten Betrachtung, um ihre Rolle in der heutigen Gesellschaft zu verstehen.