Die Untersuchung der Geschichte zeigt, dass Nationalismus ein relativ modernes Phänomen ist, das vor allem in den letzten Jahrhunderten an Bedeutung gewonnen hat. Viele indigene und traditionelle Kulturen hatten ursprünglich keine nationalistischen Strukturen im heutigen Sinne. Ihre Gesellschaften waren oft durch Stammes- oder Clanstrukturen geprägt, die auf gemeinsamer Abstammung, Sprache und Kultur basierten, ohne jedoch die Idee eines Nationalstaats zu verfolgen.
Beispielsweise lebten viele indigene Völker Nordamerikas in Stammesgemeinschaften mit eigenen Territorien und kulturellen Praktiken, ohne ein Konzept von Nationalismus zu entwickeln. Ihre Identität war eng mit ihrer Gemeinschaft und ihrem Land verbunden, jedoch nicht im Sinne eines Nationalstaats.
Hinsichtlich der Toleranz gegenüber Fremden variierten die Praktiken je nach Kultur und Kontext. Einige Gesellschaften zeigten eine bemerkenswerte Offenheit und Gastfreundschaft gegenüber Außenstehenden. So ist die Willkommenskultur in Deutschland ein modernes Beispiel für eine positive Haltung gegenüber Migranten und Fremden.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass keine Kultur ausschließlich und bedingungslos tolerant war. Soziale, wirtschaftliche und politische Faktoren beeinflussten stets den Umgang mit Fremden. Während einige Kulturen für ihre Gastfreundschaft bekannt waren, zeigten andere Misstrauen oder Ablehnung gegenüber Außenstehenden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele traditionelle Kulturen ohne nationalistische Strukturen existierten und in bestimmten Kontexten eine hohe Toleranz gegenüber Fremden zeigten. Dennoch gab es keine Kultur, die ausschließlich und bedingungslos tolerant war; der Umgang mit Fremden hing stets von spezifischen Umständen und kulturellen Normen ab.
Stelle eine zeitlich unabhängige Rangliste auf.
Eine zeitlich unabhängige Rangliste von Kulturen oder Gesellschaften, die durch Offenheit und Toleranz gegenüber Fremden sowie durch Abwesenheit von Nationalismus geprägt waren, ist schwierig objektiv zu erstellen. Dies liegt daran, dass solche Eigenschaften stark kontextabhängig sind und in der Geschichtsschreibung oft unterschiedlich bewertet werden. Dennoch gibt es einige Kulturen, die häufig für ihre relative Offenheit und Gastfreundschaft hervorgehoben werden:
1. Die indigenen Kulturen Nordamerikas (z. B. Irokesen-Konföderation)
- Die Irokesen-Konföderation gilt als frühes Beispiel für eine föderale Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stämmen ohne nationalistische Strukturen. Einige indigene Gruppen waren zudem für ihre Gastfreundschaft gegenüber Fremden bekannt, solange diese den lokalen Gepflogenheiten respektvoll begegneten.
2. Islamische Zivilisation während des „Goldenen Zeitalters“
- Insbesondere zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert war die islamische Welt (z. B. in Al-Andalus und Bagdad) ein Zentrum für Toleranz und kulturellen Austausch. Juden, Christen und Muslime lebten oft friedlich zusammen, und Gelehrte aus verschiedenen Regionen trugen zum Wissenstransfer bei.
3. Die polynesischen Kulturen
- Viele pazifische Inselkulturen, wie die der Maori oder Hawaiier, waren traditionell gastfreundlich gegenüber Fremden, die ihre Gebräuche respektierten. Nationalistische Konzepte existierten nicht; die Identität basierte auf Gemeinschaft und Ahnenverehrung.
4. Die buddhistischen Reiche Asiens
- Einige buddhistisch geprägte Gesellschaften, etwa in Tibet oder Sri Lanka, waren durch eine Philosophie geprägt, die auf Mitgefühl und Gewaltlosigkeit beruhte. Während diese Gesellschaften oft offen für Reisende und Gelehrte waren, variierten ihre Toleranzpraktiken im Laufe der Zeit.
5. Die indische Zivilisation (Maurya- und Gupta-Reiche)
- Während der Herrschaft von Ashoka im Maurya-Reich (3. Jahrhundert v. Chr.) wurde religiöse Toleranz aktiv gefördert. Seine Politik betonte Harmonie zwischen den Religionen, insbesondere Hinduismus, Jainismus und Buddhismus.
6. Die Hanse (mittelalterliches Europa)
- Obwohl Teil einer von Nationalstaaten geprägten Welt, war die Hanse eine Handelsgemeinschaft, die auf Kooperation und kulturellem Austausch zwischen verschiedenen Städten und Regionen basierte.
7. Die Zivilisation der Khmer (Angkor-Reich)
- Im historischen Angkor-Reich (heutiges Kambodscha) existierte eine bemerkenswerte religiöse Toleranz. Buddhistische, hinduistische und lokale spirituelle Praktiken wurden oft nebeneinander gelebt.
8. Die antiken griechischen Stadtstaaten (z. B. Athen während der Klassik)
- Athen war in seiner Blütezeit ein Zentrum für kulturellen Austausch, insbesondere für Philosophen, Künstler und Händler. Dennoch gab es klare soziale Hierarchien, und Nicht-Bürger hatten eingeschränkte Rechte.
9. Die frühen Christlichen Gemeinschaften
- Die Urchristen in der römischen Welt lebten oft nach Prinzipien der Nächstenliebe und Toleranz gegenüber anderen, solange diese die Gemeinschaft nicht bedrohten.
10. Die Zulu-Kultur (Südafrika vor der Kolonialisierung)
- Die Zulu hatten ein stark gemeinschaftsorientiertes System und zeigten Gastfreundschaft gegenüber anderen Gruppen, solange diese nicht als Bedrohung wahrgenommen wurden.
Einschränkungen:
- Jede dieser Kulturen hatte spezifische Bedingungen, die ihre Toleranz und Offenheit beeinflussten.
- Es gibt keine Kultur, die bedingungslos und zu allen Zeiten ausschließlich tolerant war. Politische, wirtschaftliche oder religiöse Spannungen führten auch in offenen Gesellschaften zu Konflikten.
- Historische Darstellungen können romantisiert oder verzerrt sein.