Freiheit - Verantwortung - Klimawandel
Das Thema Klimawandel ist durch die Coronakrise sehr in den Hintergrund getreten. Völlig zu unrecht, wenn man bedenkt, dass es auch wahrscheinliche Zusammenhänge zwischen unserer aktuellen Pandemie und der Umweltkrise gibt. Aktuell gelangt dieses wieder ein wenig mehr in die Medien. Dies inspirierte mich, dazu etwas zu schreiben.
Freiheit und Verantwortung gehören zusammen. Nur wer frei ist und immer auch anders agieren könnte‚ kann verantwortlich handeln.
Heinz von Förster
Im grunde muss an dieser Stelle direkt das nächste Zitat eingefügt werden. So hat Gregory Bateson einmal gesagt, dass, wer im Kampf gegen seine Umwelt siegt, am Ende verliert. Denn Umwelt ist ja der notwendige Kontext, ohne den wir (Menschen) nicht da wären, bzw. überleben können. Und unser Verhalten unserer Umwelt gegenüber hat dadurch etwas Selbstzerstörerischen.
Freiheit und Verantwortung sind komplementär, könnte man aus dem ersten Zitat herauslesen. Aber was ist, wenn derjenige, der eine bestimmte Freiheit geniesst, seiner Verantwortung nicht nachkommt? Ich meine hier im Wesentlichen die Profiteure unserer kapitalistischen Gesellschaft. Wenn Gewinnstreben den Vorrang vor Gemeinnützigkeit hat, kommen diese Profiteure grundsätzlich nicht ihrer entsprechenden Verantwortung nach. Hier befinden wir uns grundsätzlich in dem Bereich, in dem Politik entscheiden muss, bestimmte Freiheiten einzuschränken, oder auch nicht.
In einem Radiobeitrag am 07.10.2020 morgens auf Deutschland Radio wurde darüber diskutiert, ob nicht osteuropäische Länder weniger Umweltauflagen erhalten sollten, als die wirtschaftsstärkeren Länder, wie z.B. Deutschland und Frankreich. Diese Frage stellt sich meines Erachtens jedoch gar nicht. Das Thema des Klimawandels ist nun schon seit Jahren präsent. Länder und Grossindustrien hatten im Grunde mehr als genug Zeit, sich auf notwendige Änderungen einzustellen.
Ein gutes Beispiel mag hierfür die gesamte Petroindustrie sein. In den 80er Jahren hatten wir häufig Schlagzeilen, wann das Öl zur Neige gegangen sein wird. Auch wenn bis heute immer mehr Ressorcen gefunden wurden, unseren Verbrennungsbedarf bei der Stange zu halten, war doch damals schon abzusehen, was diese ganzen "Wolken", die seit fast 200 Jahren aus den Schornsteinen schiessen, in der Umwelt bewirken. Wie kann jemand da wirklich fordern, dass mehr Zeit benötigt wird, um solche Wirtschaften umzubauen.
Stattdessen müssen wir uns wahrhaftig eingestehen, dass wir eine kleine Geldelite auf Kosten unserer unbeschränkt überlebensnotwendigen Umwelt protegieren. Und man kann es nicht oft genug betonen: Wir selber sind doch auch diese Umwelt; wir sind Teil der Natur; dennoch verhalten wir uns, wie Krebs in einem menschlichen Körper!
Wir diskutieren dieses Thema in den Medien auf rein populistischem Niveau und machen weiter unserer "Greta-Witzchen". Witze über ein Mädchen, die die Konsequenzen fordert, die notwendig wären, um überhaupt noch irgendetwas aufhalten zu können. Wir diskutieren darüber, dass es doch auch immer wieder Wissenschaftler geben mag, die den Klimawandel leugnen, oder zumindest das Zutun der Menschen dazu bezweifeln. Wir diskutieren in Talkshows darüber, ob eine Greta "How dare you!" sagen darf, oder nicht.
Zugegeben, das Thema ist auch nicht enfach zu beurteilen. Die Dinge die Notwendig wären, sind in unserer aktuellen Gesellschaft nicht einfach und unkompliziert umzusetzen. Tatsächlich ist wohl nicht weniger notwendig, als unsere Gesellschaft und vor allem unser Wirtschaftsystem aufwendig umzubauen. C. Otto Scharner, Senior Lecturer am MIT, spricht von drei Abgründen, an denen unsere derzeitige Gesellschaft steht: 1. Der ölologische Abgrund: eine noch nie dagewesene Umweltzerstörung. 2. Der soziale Abgrund: Ein Auseinanderfallen, eine Polarisierung der Gesellschaft (Arm / Reich, Rechts / Links, Ost / West, Christ / Moslem, uvm - (Ergänzung in Klammern von mir)). 3. Der spirituelle Abgrund: Sinnverlust, zunehmende Zahl von Depressionen, Burn-Out, etc.
Diese drei Abgründe sind nicht getrennt zu betrachten, sie sind "eigentlich verschiedene Symptome und Spielarten von ein und demselben Grundproblem." [Essentials der Theorie U, Carl-Auer 2019, Seite 23] Scharner spricht vom "blinden Fleck".
Dieser blinde Fleck ist in uns selber! Er bezieht sich auf etwas in uns, aus dem unser Handeln und Wirken hervorgeht. Ich denke, man könnte dies mit vielen Worten umschreiben. Eine Grundeinstellung, Werte, ein Sozialgefühl, uvm. Das dies hier jedoch kein Beitrag über dieses lesenswerte Buch ist, empfehle ich ebendieses zu lesen.
Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass ein Umbau einer Gesellschaft, auf vielen Ebenen gleichzeitig stattfinden muss. Das macht diesen Umbau auch so schwer. Wahrscheinlich fängt es mit der Bildung unserer Kindern an. Wenn wir es nicht schaffen, ein Bildungssystem zu kreieren, welches reife und mündige Menschen hervorbringt, mag alles andere zum Scheitern verurteilt sein.
Aber was machen wir bis dahin? Lassen wir rein kapitalistisches Denken unsere Ressourcen aufbrauchen und zerstören, bis nichts mehr vorhanden ist?