WahlPlakativ 2025: Ein Meisterwerk der Inhaltslosigkeit - wie immer
Es ist Wahlkampf, also hängen überall Plakate mit Phrasen, die so leer sind wie das Konto nach der Stromrechnung. Von ‚Zuversicht‘ über ‚bezahlbares Leben‘ bis zu ‚Schulden für Kinder‘ – ein satirischer Blick auf die besten (und schlimmsten) Slogans der Bundestagswahl 2025. Wählen nicht vergessen – sonst wird’s noch schlimmer!

Es ist wieder so weit: Die Städte und Dörfer sind zugekleistert mit Plakaten, auf denen Politiker mit künstlichem Lächeln Slogans präsentieren, die man auch aus Glückskeksen ziehen könnte. Der Bundestagswahlkampf hat begonnen – und damit die große Zeit der inhaltsleeren Phrasen, der leeren Versprechungen und der grotesken Widersprüche. Die Parteien wetteifern darum, mit möglichst wenigen Wörtern möglichst viel zu sagen und am Ende genau nichts zu liefern.
Die Grünen zum Beispiel werfen mit einer Art wortgewordenem Hoffnungsbringer um sich: „Leben: Bezahlbar machen!“. Großartig, endlich jemand, der das Problem erkannt hat! Jetzt müsste nur noch jemand verraten, WIE. Dass in den letzten Jahren mitregiert wurde, in denen das Leben für viele eher unbezahlbarer wurde – Details, unwichtig. Hauptsache, der Claim klingt nett. In einer anderen Version dieser Plakate wird „Natur und Klima: Schützen!“ gefordert, was sicher gut gemeint ist, aber ein bisschen so klingt, als wolle man mit einem Regenschirm gegen einen Hurrikan kämpfen. Währenddessen brennen irgendwo Wälder, und die Ampelregierung kann sich nicht mal darauf einigen, ob sie den Tankrabatt oder das 49-Euro-Ticket für sinnvoller hält.
Die SPD ist wie immer der goldene Mittelweg zwischen „Ich stehe zu allem, was wir tun“ und „Ich bin mir nicht sicher, was wir eigentlich tun“. „Mit Sicherheit stabile Renten“ behauptet ein Plakat, auf dem Olaf Scholz mit seinem üblichen „Ich habe keine Emotionen“-Gesichtsausdruck in die Kamera starrt. Die Frage, welche Sicherheit er meint – die Sicherheit, dass wir uns alle im Alter die Heizung nicht mehr leisten können? Oder die Sicherheit, dass spätestens die nächste Regierung wieder alles umschmeißt? – bleibt offen. Aber keine Angst, es gibt auch „Mehr für dich, besser für Deutschland“. Ein Satz, der so vage ist, dass er genauso gut auf einer neuen Duschgel-Marke stehen könnte. „Jetzt mit 20 % mehr Sozialdemokratie!“
Die FDP bleibt ihrer Linie treu, dass der Markt alles regelt – vor allem die Schulden. „Schulden: Kinder haften für ihre Eltern“ ist eine erstaunlich ehrliche Bestandsaufnahme des deutschen Staatshaushalts. Und wer hat diesen Haushalt nochmal mit verabschiedet? Ach ja, Lindner. Währenddessen steht auf einem anderen Plakat „Vater Staat ist nicht Dein Erziehungsberechtigter“, was vor allem Eltern mit Grundschulkindern freut, die sich fragen, warum ihre Kinder nach der vierten Stunde nach Hause geschickt werden, weil es keine Lehrer mehr gibt. Bildung? Auch eine Frage des Marktes. Freiheit für alle – vor allem für diejenigen, die sich private Schulen leisten können.
Die CDU setzt hingegen auf ihr bewährtes Erfolgsrezept: Großbuchstaben und absolute inhaltliche Beliebigkeit. „Mit Zuversicht unsere Zukunft gestalten“ kann alles heißen. Zuversicht, dass Merz es irgendwie schafft, keine Koalition einzugehen, weil er mit niemandem reden will? Zuversicht, dass die CDU wieder den Kanzler stellt, weil es eben schon immer so war? Oder Zuversicht, dass man sich für jedes Problem eine Lösung ausdenken wird, sobald man an der Macht ist? Ach, wir wissen es doch alle: Die CDU möchte einfach, dass es wieder so wird wie früher. Also so, wie man sich früher vorstellt, das es gewesen sein könnte. Hauptsache, „klare Grundsätze“. Ob die sich nach rechts verschieben, weil man Wähler bei der AfD zurückholen will? Ach, pssst.
Die AfD wiederum macht sich nicht mal die Mühe, subtil zu sein. „Unsere Dörfer sind bunt genug!“ ist eine dieser Parolen, die auf dem Plakat noch harmlos wirkt, aber wenn man sich die letzten Wochen Talkshows mit Alice Weidel ansieht, wird klar: Das ist die zahmste Form dessen, was diese Partei eigentlich denkt. „Wir schützen Eure Kinder“ ist der nächste Schlag in die gleiche Kerbe, suggeriert aber durch das absichtlich vage Wording, dass eine unsichtbare Bedrohung hinter der nächsten Ecke lauert. Flüchtlinge, Windräder, Gendersternchen, egal – irgendwas wird’s schon sein. Hauptsache, Angst.
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums gibt es dann noch die Linke, die inzwischen so erfolgreich schlechtgeredet wurde, dass sich selbst der „kleine Mann“, für den sie sich eigentlich einsetzt, eher vom ehemaligen Investmentbanker Friedrich Merz erzählen lässt, was gut für ihn ist. Dabei ist es doch erstaunlich: Eine Partei, die für höhere Löhne, mehr Sozialleistungen und ein gerechteres Steuersystem kämpft, kommt in der öffentlichen Wahrnehmung schlechter weg als eine, die vor allem Reiche entlasten und den Sozialstaat zurückbauen will. Jahrzehntelange Diskreditierung linker Ideen zahlt sich eben aus – für alle, außer für die, die sie bräuchten.
Und dann gibt es noch Sahra Wagenknecht. Oder besser gesagt: Die Partei, die auf Sahra Wagenknecht basiert, aber eigentlich keine Partei sein will. „Unser Land wünscht sich Frieden. Aber die alten Parteien sind taub!“ – man hört förmlich, wie Wagenknecht mit ernster Stimme in einer Talkshow sitzt und allen erklärt, dass sie die Einzige ist, die die Wahrheit sagt. Frieden will natürlich jeder, aber Frieden heißt in diesem Fall vor allem „Nicht weiter nachdenken, einfach Dinge stoppen“. Und wenn’s nach ihr geht, könnte man doch einfach mal alle Sanktionen beenden und mit Putin Tee trinken, oder? Als wäre Diplomatie eine Art Nachbarschaftsstreit, bei dem man einfach nur nett genug sein muss.
Bleibt am Ende nur noch Die PARTEI, die uns wenigstens ehrlich verarscht. „Diese Bahn fährt! Ehrenwort.“ Schön, wenn Satire die traurige Wahrheit über den Zustand unserer Infrastruktur besser trifft als jede andere Partei. Oder „Harapat – Kanzler. Vorbild. Mensch.“ Das ist schon jetzt das glaubwürdigste Plakat im Wahlkampf. Immerhin trinkt er Bier aus einem Helm und raucht dabei. Glaubwürdiger als so mancher Spitzenpolitiker.
Aber am Ende, so lustig oder erschreckend das alles ist, bleibt nur eines zu sagen: Wählen ist wichtig. Und zwar so, dass wir nicht irgendwann in einem Deutschland aufwachen, in dem Menschenrechte, Pressefreiheit und demokratische Grundsätze nur noch Fußnoten in Geschichtsbüchern sind. Wer sich also am Wahltag denkt: „Ach, bringt ja eh nichts“, sollte nochmal kurz überlegen, was passiert, wenn die AfD plötzlich 30 Prozent hat. Dann lieber doch eine Partei wählen, die wenigstens ansatzweise etwas Soziales und Demokratisches im Programm hat – auch wenn ihre Wahlplakate das oft nicht vermuten lassen.