Was ist NLP?

NLP – Diese Abkürzung steht für Neurolinguistisches Programmieren und ist eine Sammlung von Kommunikationsmethoden und Interventionstechniken. Es wurde Anfang der 70er Jahre von Richard Bandler und John Grinder entwickelt. Die beiden untersuchten, warum manche Psychotherapeuten so effektiv arbeiten konnten, obwohl diese sehr unterschiedliche Herangehensweisen und Grundannahmen hatten. Im Folgenden beschreibe ich Ihnen die verkürzte Geschichte des NLP. Mein Verhältnis zu diesen „drei Buchstaben“ können Sie hier nachlesen.

Frederic Salomon PerlsDie bekanntesten 3 Therapeuten(Innen) waren Fritz Perls, der Begründer der Gestalttherapie, Virginia Satir, die „Erfinderin“ der Familienskulpturen (Vorläufer der Familienaufstellungen) und Milton H. Erickson, der Begründer moderner Hypnotherapie.

Alle diese 3 bekannten Persönlichkeiten hatten sehr unterschiedliche Vorgehensweisen, in Bezug auf Psychotherapie. Alle 3 hatten jedoch nachweislich größere „Erfolge“ in ihren Therapien, als andere.

Bandler, Grinder fanden nun Gemeinsamkeiten heraus. Z.B. konnten diese Drei sich sehr gut ihren Klienten anpassen. Wenn ein Klient jemand war, der seine Vorstellungen eher über Bilder verarbeitete, benutzen diese Therapeuten wesentlich häufiger auch eine bildliche Sprache um den Klienten „dort abzuholen, wo dieser sich befand“. Alle 3 waren außerdem in der Lage, die Klienten sozusagen zu spiegeln. D.h. sie passten sich auch in ihrer Körpersprache ihren Klienten an; teilweise begannen diese sogar den Atemrhythmus der Patienten zu spiegeln. Aber all diese „Angleichungen“ waren ihnen gar nicht bewusst; sondern sie taten dies auf eine unbewusste Art.

Virginia SatirDaraus entstanden dann im NLP die sogenannten „Rapporttechniken“. Rapport ist eigentlich ein Begriff aus der Hypnose und bedeutet, einen intensiven, vertrauensvollen Kontakt zum Klienten aufzubauen. Dies ist die Basis dafür, dass ein Klient sich überhaupt auf bestimmte Veränderungstechniken einlassen kann. Oder würden Sie einem Menschen bestimmte Dinge über sich selbst erzählen, ohne dass ein Mindestmaß an Vertrauen vorhanden ist?

Bei den Videoanalysen von Fritz Salomon Perls und Virginia Satir bemerkte Bandler, außer den erwähnten Spiegeltechniken noch etwas Ungewöhnliches. Fritz und Virginia berührten ihre Klienten hin und wieder, ganz beiläufig. Zu der Zeit war dies eigentlich verpönt in der Psychotherapie, da man eine neutrale Distanz zu seinen Klienten behalten wollte. Diese Berührungen erfolgten zwar unbewusst, jedoch trotzdem sehr systematisch: nämlich meist, kurz bevor sich Klienten in bestimmten emotionalen „Zuständen“ befanden; oder auch kurz danach. Damals fing Richard (R.B.) an, an seiner Universität sogenannte „Gestaltgruppen“ zu leiten. Das waren selbsterfahrungsorientierte Gruppen, die auf der Theorie der Gestalttherapie beruhten. Er bemühte sich, Fritz Perls so gut er konnte zu imitieren; u.a. auch diese beiläufigen Berührungen. Dabei fiel im auf, dass er mit diesen Berührungen im Laufe einer solchen Gruppe, bestimmte emotionale Zustände bei den Teilnehmern auslösen konnte. John Grinder war zu diesem Zeitpunkt Professor für Linguistik an derselben Schule und supervidierte Richard dabei. Beide entwickelten dann das Modell des Ankerns. Dieses ist recht ähnlich, wie das „Klassische Konditionieren“ zu verstehen, welches aus der Lerntheorie bekannt ist.

Von V. Satir kamen die Techniken zur kreativen Umdeutung von sozialen Interaktionen dazu, heute Reframing genannt. Um diese Prozesse anfangs zu verstehen, nutzen Richard und John die „generative Transformationsgrammatik“ aus der Linguistik. Dies ist ein Modell, welches die Zusammenhänge von bewusster und unbewusster Sprachverarbeitung analysiert. Daraus entstand etwas später das „Meta-Modell der Sprache, welches in den Büchern „Die Struktur der Magie I/II“ veröffentlicht wurde.

Als die beiden hörten, dass es in Phoenix (Arizona) einen Psychiater geben soll, der mit sehr großem Erfolg Hypnose einsetzt, waren sie „Feuer und Flamme“. Durch einen ihrer Mentoren, Gregory Bateson (Anthropologe), bekamen sie Kontakt zu Milton und erhielten die Erlaubnis, dessen Arbeit ebenfalls zu studieren. Dadurch erweiterte sich die „Schatzkiste“ therapeutischer Interventionen um das „Six Step Reframing“ und das „Milton-Modell“. Das Milton-Modell ist eine Reihe von sprachlichen Vorannahmen, die im direkten Gegensatz zum „Meta-Modell“ der Sprache steht.

Richard und John veranstalteten nun experimentelle Seminare mit Freiwilligen und Interessierten. Darin „probierten“ sie ihre Erkenntnisse aus und versuchten dieses Wissen an die Teilnehmer weiter zu geben. Dabei wurden Schwachstellen festgestellt, Techniken wieder abgeändert und probiert, wie diese auch für andere verstehbar und vor allem erlernbar gemacht werden konnten.

Milton H. EricksonDamit waren die Grundlagen des NLP geschaffen und wurden in einem ersten Buch mit dem Titel „Neue Wege der Kurzzeittherapie – neurolinguistische Programme“ veröffentlicht.

Seitdem ist die Anzahl der NLP Techniken immer weiter gestiegen. Immer mehr Menschen wurden modelliert (analysiert), die Großes auf ihrem jeweiligen Fachgebiet erreicht hatten und bereicherten damit die NLP Schatzkiste. Mittlerweile hat sich aus dem „Kind“ NLP ein „reifer“ Erwachsener entwickelt, der es immerhin in Europa bis zur Anerkennung als ordentliche psychotherapeutische Methode (NLPt) gebracht hat.

Mein Verhältnis zum NLP:

Ich selber bin vom NLP schon seit meinem Studium fasziniert. Es war für mich die erste „Methode“, welche mir als Laie konkrete Handlungsvorschläge macht. Über die Jahre habe ich mich darin ausbilden lassen – bis zum NLP Masterpractitioner (DVNLP). Zunehmend wurden mir jedoch auch die Schattenseiten bewusst. Folgt man dem größten Teil der Literatur, kommt man nicht umhin, das atomistische Menschenbild hinter dem NLP zu bemerken. Die sogenannte „Technik“ steht so dermaßen im Vordergrund, dass man das Humane dahinter suchen muss. Gerade Richard Bandler war es, der immer wieder betone, es käme auf die Technik an, und nicht auf den Klienten (Menschen).

Gregory Batesons spätere Ablehnung dem NLP gegenüber, ist aus unterschiedlichen Gründen sehr gut nachzuvollziehen. Er selber hatte allen Methoden gegenüber große Vorbehalte, die allzu zweck-rational eingesetzt wurden. Für ihn war menschliches Bewusstsein nicht in der Lage, die systemische Natur der Dinge zu erfassen. Darüber hinaus widerspricht die gängige NLP-Haltung, also gerade das, womit viele NLPler Werbung machen, den systemischen, konstruktivistischen und kybernetischen Grundprämissen.

Es ist grundsätzlich der Klient, der (innerlich) etwas tut, was möglicherweise zu einer Veränderung führt. Ob eine Intervention tatsächlich eine Intervention ist, entscheidet das Ergebnis. Eine NLP-Veränderungstechnik ist nicht per se eine Technik – sondern ein mögliches Ergebnis entscheidet dies. In den NLP Vorannahmen findet man diesen Gedanken zwar wieder, jedoch erscheint er mir in diesem Kontext, wie ein Lippenbekenntnis.

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